Investitur in Wien
„Die Investitur ist ein sichtbares Zeichen einer persönlichen Entscheidung, den Weg des Glaubens in besonderer Verantwortung zu gehen und das eigene Leben in den Dienst Christi und seiner Kirche zu stellen.“ Mit diesem Satz, der die Bedeutung dieses Ereignisses klar benennt, beginnt das Grußwort von Hochmeister Frank zum Feierheft der diesjährigen Investitur der Ballei Österreich der Familiaren des Deutschen Ordens in Wien am 21. und 22. November 2025. Die Feierlichkeiten begannen am Freitag, 21. November abends, mit einer feierlichen Pontifikalvesper in der Deutschordenskirche St. Elisabeth unter der Leitung von Prälat Anton W. Höslinger CanReg, Probst des Stiftes Klosterneuburg. Als Zeichen der Verbundenheit mit dem Deutschen Orden zog Prälat Höslinger mit einem Pastorale in die Kirche ein, das ein Professritter des Deutschen Ordens, Eduard Gaston Graf und Freiherr Pöttickh von Pettenegg, der schließlich die Priesterweihe empfing und zum Titularerzbischof von Damiette ernannt wurde, zu seiner Kunstsammlung zählte und nach seinem Tod 1918 dem Stift Klosterneuburg verkauft wurde. In der Krümme zeigt es Christus als Pantokrator und als König unseres Lebens.
In seiner Homilie wies Prälat Höslinger darauf hin, dass mit dem Anlegen von Kreuz, Mozetta/Mantel und der Übergabe des Rosenkranzes ein Zeichen gesetzt wird, dass der Neufamiliare das Wort Gottes in sich aufgenommen hat und die Botschaft des Evangeliums in seinem Leben umsetzen wird. Durch die Umsetzung des Wortes Gottes wird das Wort Gottes erst lebendig. Ein leuchtendes Vorbild dafür ist die erste Patronin des Deutschen Ordens, die heilige Elisabeth, durch ihren selbstlosen Dienst an hilfsbedürftigen Menschen um Christi willen. Durch die Investitur zeigen die Neufamiliaren auch öffentlich, dass sie ihren Glauben leben und in die Tat umsetzen wollen. Die „geistige Auseinandersetzung“ mit dem Wort Gottes muss uns stets ein Anliegen sein, diese müssen wir ständig pflegen – sonst können wir nichts weitergeben. Nach der Homilie erfolgte durch Hochmeister Frank die Segnung der geistlichen Zeichen – Kreuze, Mozetten/Mäntel und Rosenkränze – und die Übergabe der Rosenkränze an die Neufamiliaren.
Nach der Pontifikalvesper ging es zu Fuß zum nahegelegenen Hotel InterContinental Wien beim Stadtpark, wo der Empfang zu Ehren der Neufamiliaren und das Gala-Dinner mit Vorstellung der Kandidaten stattfand. Balleimeister Helmut Wohnout konnte neben Hochmeister Frank die Generalassistentin Schwester Maria-Franziska Meier und Generalrat Pater Christoph Waldner, sowie Prälat Anton Höslinger, den Geistlichen Assistenten Andreas Kaiser, Ballei- und Deutschherrenmeister Thomas Jünger, die Alt-Balleimeister Paul Drobec und Rudolf Müller sowie zahlreiche Balleiräte und Komture aus Österreich und Deutschland begrüßen. In seiner Ansprache wies Balleimeister Wohnout auf zahlreiche Parallelen zwischen dem Deutschen Orden in Österreich und dem Stift Klosterneuburg hin. Von beiden Einrichtungen – Stift Klosterneuburg 1133 gegründet, Deutschordenskommende in Wien 1204–1206 gegründet – ging ein großer zivilisatorischer wie spiritueller Beitrag für die gesamte Region und das hochmittelalterliche Wien aus. Beide Niederlassungen waren dem Haus Habsburg verbunden, ein sichtbares Zeichen dafür ist der österreichische Erzherzogshut, der vom ersten habsburgischen Hochmeister des Deutschen Ordens, Maximilian Josef von Tirol, 1616 in Auftrag gegeben wurde und bis heute im Stift Klosterneuburg als identitätsstiftendes Symbol Österreichs aufbewahrt wird. Auch die permanente Präsenz des Stiftes sowie des Deutschen Ordens in Österreich seit ihrer Gründung, mit einer Unterbrechung in den Jahren des Nationalsozialismus, ist eine weitere Gemeinsamkeit.
Der darauffolgende Tag begann für die Angehörigen des Deutschen Ordens sowie der befreundeten Ritterorden mit der Statio im Refektorium des Wiener Franziskanerklosters. Diese wurde vom Geistlichen Assistenten der Komturei „An Mur und Mürz“, Confrater Alois Kölbl, geleitet. Von dort ging es in Prozessionsordnung über den Kreuzgang des Klosters und den Franziskanerplatz in die Franziskanerkirche St. Hieronymus, die Wiens einziger Sakralbau im Renaissancestil ist. Nach dem Einzug in die Kirche begrüßte Balleimeister Helmut Wohnout den Hauptzelebranten des Hochamtes, Hochmeister Frank, die Angehörigen des Deutschen Ordens sowie die Vertreter der befreundeten Ritterorden. Als Ordinarium Missae wurde von Ars Musica die Missa solemnis KV 337 von Wolfgang A. Mozart unter der Leitung des Hochmeisterlichen Kapellmeisters Thomas Dolezal, der für die gesamte musikalische Gestaltung der Investiturfeierlichkeiten verantwortlich war, aufgeführt.
Hochmeister Frank ging in seiner Homilie auf drei wesentliche Punkte der Investitur ein. Erstens: Die Feier der Eucharistie im Kreise der Ordensfamilie ist konstitutiv. Dabei vollzieht sich jene Gemeinschaft, die gesucht wird. Alles Beten, alles Glauben muss seinen Niederschlag im täglichen Leben finden. Der Mantel ist Zeichen der Berufung, das Kreuz Zeichen des Ordens und der Liebe Gottes. Zweitens: Die Investitur soll an den Neufamiliaren etwas bewirken, mit Taten der Liebe die Sicht auf den Menschen verändern. Drittens: Der Rosenkranz ist kein Schmuckstück, sondern eine Gebetsschnur, die in schweren Stunden als Ankerkette auch Halt gibt. Im Beten reihen wir uns ein in die Schar der Pilger der Hoffnung. Als abschließenden Wunsch forderte Hochmeister Frank: Offenheit in der Gemeinschaft der Familiaren und in der Spiritualität, Gestaltungsbereitschaft, Christ sein im Alltag und Freude in der Familie.
Nach der Homilie erfolgte durch den Hochmeister die Befragung der Kandidaten, ob sie bereit sind, im Geiste des Ordens ihren Verpflichtungen als Familiaren nachzukommen. Folgende Kandidaten gaben das Familiarenversprechen ab: H. H. Tassilo D. Lorenz, Jakob E. Ehrenbrandtner, Arno M. Gerig, Volker Knapp, Markus Mazal, Benedikt Neumayer, Florian Zeilinger, seitens der Ballei Deutschland H. H. Julian Donner und Dr. Johann Kern. Danach übergab der Hochmeister die Mozetten und die Mäntel und das Halskreuz an die Neufamiliaren. Vor dem Pontifikalsegen richtet noch Confrater Markus Mazal im Namen aller Neufamiliaren Dankesworte an den Hochmeister und die Balleien Österreich und Deutschland. Mit dem feierlichen Te Deum wurde das Pontifikalamt abgeschlossen, nach dem Auszug versammelten sich alle Familiaren im Kreuzgang des Klosters, um die Neufamiliaren herzlich willkommen zu heißen und der hohen Geistlichkeit für die würdige Investiturfeier zu danken.
Nach den üblichen Gruppenfotos vor dem Hochaltar der Franziskanerkirche ging es in die Räumlichkeiten des Hochmeisteramtes des Deutschen Ordens, wo der traditionelle Empfang als Abschluss der Investiturfeierlichkeiten stattfand.
Prof. Dr. Rudolf Müller FamOT
Altballeimeister